Bd. 10 (2025): Argumentidentifikation und handlungsbezogene Bedeutung: indirekte Redewiedergabe mit "sagen" und "fragen" im Deutschen und Italienischen

Ausgangspunkt der vorliegenden Untersuchung ist die Beobachtung, dass in bestimmten Sprachen allgemeine Äußerungs- und Frageverben typischerweise auch als Auffordernsverben (im engeren und weiteren Sinne) fungieren und dann als propositionales Argument bevorzugt oder ausschließlich Infinitivkonstruktionen anstelle von finiten Satzstrukturen selegieren. Korpusuntersuchungen zeigen, dass die deutschen Verben sagen und fragen im Vergleich zu ihren Übersetzungsäquivalenten nur sehr selten als Auffordernsverben fungieren. Anhand des Vergleichs mit dem Italienischen wird gezeigt, dass Form, illokutiver Typ und Kontext der Äußerungen, auf die im Rahmen der Redewiedergabe referiert werden soll, im Deutschen spezifischere Voraussetzungen erfüllen müssen, um auf sie mit sagen oder fragen Bezug nehmen zu können. Erkennbar ist in diesem Zusammenhang, dass die Argumentrealisierung und  ‑identifikation in entsprechenden Satzgefügen sprachübergreifend einem Muster folgt, das sich als konstitutiv für eine handlungsbezogene Bedeutung von Redewiedergabeverben herausstellt und auf das auch die marginalen Instanzen von sagen und fragen als Auffordernsverben zurückgreifen.

Veröffentlicht: 2025-07-18