Bd. 11 (2025): Valenzalternation im Vergleich: Antikausativa im Deutschen, Französischen und Ungarischen
In seiner Typologie der inchoativ-kausativen Verbalternation argumentiert Haspelmath (1993) für eine Präferenz des antikausativen Typs in europäischen Sprachen. Im vorliegenden Beitrag werden auf dieser Basis Alternationspaare im Deutschen, Französischen und Ungarischen betrachtet. Dafür wird die Liste von Verben bzw. metasprachlichen Konzepten verwendet, die Haspelmath entlang einer Spontaneitätsskala anordnet. Diese von Haspelmath (1993) angewendete und in der Sprachtypologieforschung weit verbreitete Methode der metasprachlichen Konzeptliste als Vergleichsgrundlage wird kritisch hinterfragt und in ihrer Anwendbarkeit überprüft. Als Datengrundlage werden dabei neben Elizitierungen und Wörterbüchern auch Korpusabfragen herangezogen. Die Untersuchung liefert dadurch kritische Einblicke in das Spannungsverhältnis zwischen großflächiger typologischer Untersuchung und tiefergehender einzelsprachlicher Betrachtung sprachstruktureller Phänomene. Während die einzelsprachlichen Ergebnisse des Deutschen und die diachronen Befunde des Ungarischen in der generellen Tendenz die haspelmathsche These der Spontaneitätsskala stützen, zeigt eine genauere einzelsprachliche Untersuchung des Französischen, dass die haspelmathsche morphologische Typologie der Alternationspaarbildung um einen weiteren Typ, den antikausativ-labilen, erweitert werden muss. Die vorgelegten Daten liefern so auch interessante neue Ergebnisse für die arealtypologische Betrachtung Europas.